Zum Mythos "doppelte Halbsprachigkeit" 

In der öffentlichen Diskussion hält sich nach wie vor die Meinung, dass Kinder, die mit zwei Sprachen aufwüchsen, oft eine „doppelte Halbsprachigkeit“ entwickeln würden, d. h. sie könnten keine der beiden Sprachen „richtig“ sprechen.

Dies hat die Wissenschaft längst widerlegt. Der Mythos einer sogenannten „doppelten Halbsprachigkeit“ beruht auf einer Fehleinschätzung von Sprache bzw. sprachlicher Vielfalt und spiegelt eher die soziale Bewertung (besser: Abwertung) eines bestimmten Sprachgebrauchs wider. 

 

Aus der sprachwissenschaftlichen Forschung ist Folgendes bekannt: 
- Das Aufwachsen mit zwei oder auch mehr Sprachen stellt kein Problem für Kinder dar.

- Mehrsprachigkeit von Kindheit an ist der Normalfall in menschlichen Gesellschaften: Die Mehrheit der Menschen ist heute mehrsprachig. Ein Aufwachsen mit nur einer Sprache ist die Ausnahme, nicht die Norm (vgl. WIESE et al. o. J).

 

- Weitere Fakten siehe nachfolgende Downloads ...

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FAKTENCHECK zu Mehrsprachigkeit in KiGa und Schule
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In einem von der Globalisierung stark geprägten Europa sind Mehrsprachigkeit und interkulturelle Fähigkeiten wesentliche Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit, den sozialen Zusammenhalt und damit auch für den gesellschaftlichen Frieden.

 

Kompetenzen in mehreren Sprachen sowie im Umgang mit Menschen anderer kultureller Herkunft stellen für den Einzelnen nicht nur eine persönliche Bereicherung dar, sondern haben sich auch als wichtige Kriterien für schulischen und vor allem beruflichen Erfolg herauskristallisiert.

 

Jene Sprachen, die Kinder und Jugendliche mit anderen Erstsprachen als Deutsch in das österreichische Bildungssystem einbringen, stellen ein großes Potenzial für Mehrsprachigkeit und Sprachenvielfalt dar. Um dieses Potenzial weiterzuentwickeln, bedarf es der sprachlichen Förderung dieser Kinder und Jugendlichen – nicht nur, was die Unterrichtssprache Deutsch betrifft, sondern auch, was die Erstsprache betrifft.

 

In den Unterrubriken finden Sie zahlreiche Informationen und Anregungen für den Umgang mit Mehrsprachigkeit im Unterricht.

 

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Verwendete Literatur:

BMUKK: Den ersten Schritt gehen wir gemeinsam - Eine Handreichung für SchulleiterInnen und LehrerInnen an Volksschulen zur Integration fremdsprachiger SchulanfängerInnen. 2002

www.bmukk.gv.at/medienpool/8547/leitfaden_2003_01_23.pdf

RÖSCH, H: (Hrsg.): Deutsch als Zweitsprache. Sprachförderung. Grundlagen. Übungsideen. Kopiervorlagen. Schroedel Verlag: Braunschweig 2003.

DIRIM, I., KRUMM, H.-J.: Interkulturalität und Mehrsprachigkeit – eine Chance. Wels 2010.

www.bildungs.tv/news/allgemein/1782/aufgreifen-der-mehrsprachigkeit-im-unterricht 12.06.2010

GRAMMEL, E.: Elternarbeit – Workshop im Rahmen des bundesweiten PH-Seminars „Interkulturalität und Mehrsprachigkeit in der schulischen Praxis“. Wels 2010

SCHADER, B.: Sprachenvielfalt als Chance. Das Handbuch. 101 praktische Vorschläge.

Orell Füssli Verlag: Zürich 2000