die sich an den Regeln der Schriftsprache orientiert, auch dann, wenn sie im Mündlichen vorkommt (konzeptionell schriftsprachlich). Näheres zur "konzeptionellen Schriftlichkeit" lesen Sie >>hier>>.

 

Häufig können sich Kinder und Jugendliche - wie gesagt - nach ein bis zwei Jahren in Alltagssituationen mündlich bereits fließend verständigen. Dennoch fehlen ihnen sehr oft noch die sprachlichen Mittel und Strukturen, um die Anforderungen der Bildungs-einrichtungen zu erfüllen. Ihnen fällt es z. B. schwer, Sachtexte zu verstehen oder selber verständliche Texte zu schreiben. Zudem fällt es ihnen schwer, im Unterrichtsgespräch Zusammenhänge zu begreifen und zu erklären. Viele Schüler:innen mit DaZ fallen z. B. bei Textproduktionen, wo es um  den logischen Aufbau und die Gliederung geht (Referate, Beschreibungen, Berichte, Bildgeschichten, Nacherzählungen, Erlebniserzählungen, Versuchsanleitungen usw.), beim Wiedergeben von Sachtexten sowie bei der Bewältigung von Textaufgaben in Mathematik leistungsmäßig ab.

 

Zudem werden viele sprachliche Formen und grammatische Mittel der Schul- und Bildungssprache, die bereits im Unterricht der Primarstufe vorausgesetzt werden, im Regelunterricht sehr oft nicht explizit vermittelt.

 

Sprachliche Mittel der Schul- und Bildungssprache sind u. a.:

  • Differenzierter Wortschatz: z. B.: nach oben transportieren statt raufbringen; zurücklegen (Wegstrecke), sich entfernen usw.;
  • Fremdwörter, abstrakte Begriffe;
  • Ober-/Unterbegriffe;
  • Komposita, z. B.: Pflanzenfasern, Grundwasserspiegel;
  • Nominalisierungen, z. B.: etwas Schönes; viel Neues;
  • Fachbegriffe, z. B.: Harz, Teer usw.;
  • Partizipialattribute, z. B.: die steigende Temperatur;
  • Präpositionaladverbiale, z. B.: unter Druck, durch Erhitzen;
  • Satzgefüge (Bedingungssätze, Konjunktionalsätze), „verschachtelte Sätze“
  • Passivkonstruktionen, z. B.: Getreide wird gemahlen;
  • Unpersönliche Konstruktionen, z. B.: man, es, jemand;
  • Verben mit passivischer Bedeutung, z. B.: erhalten, bekommen, erfolgen;
  • Konnektoren, z. B. während;
  • Funktionsverbgefüge, z. B. in Betrieb nehmen, einer Prüfung unterziehen;
  • Personalpronomina
  • Deiktische Ausdrücke ("Zeigewörter"), z. B.: dieser, daher, deshalb, so, jetzt usw.;

 

Im Laufe der Bildungsbiografie steigen die sprachlichen Anforderungen an die Kinder und Jugendlichen. Bildungssprache wird immer komplexer und abstrakter und die dafür notwendigen Kompetenzen müssen schrittweise entwickelt und ausgebaut werden. Daher müsste es eigentlich eine durchgängige Sprachförderung, eine durchgängige Sprachbildung, vom Kindergarten bis zur Matura geben.

 

In einer effizienten und nachhaltigen Sprachförderung geht es um einen systematischen Aufbau der besonderen schul- und bildungssprachlichen Fähigkeiten, die immer wichtiger werden, je weiter eine Bildungskarriere voranschreitet.

Die DaZ-Schüler:innen benötigen eine unterrichtsbegleitende Sprachförderung über

einen Mindestzeitraum von 4 bis 6 Jahren.

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Verwendete Literatur:

BAILEY, A. L./ BUTLER, F. A./LAFRAMENTA, C./ONG, C.(2004): Towards the characterization of academic language in upper elementary science classrooms. – Los Angeles.

BAUMERT, J./SCHÜMER, G. (2001): Familiäre Lebensverhältnisse, Bildungsbeteiligung und Kompetenzerwerb. In BAUMERT,J. u. a. (Hrsg.): PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich.

GOGOLIN, I. u. a.: Durchgängige Sprachbildung. Eine Handreichung. Waxmann: Münster/New York/München/Berlin 2010

GOGOLIN, I./LANGE, I.: Bildungssprache und Durchgängige Sprachbildung. In: Fürstenau, S./Gomolla, M. (Hrsg.): Migration und schulischer Wandel: Mehrsprachigkeit. VS-Verlag: Wiesbaden 2010

RÖSCH, H.: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Studienbuch Sprachwissenschaft. Akademieverlag:Berlin 2011